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Ein großartiger Bienenkundler

Bienenzüchtungskunde

Anfang des 20. Jahrhunderts forschte Armbruster im Edelzuchtgebiet „Platte“ des Imkervereins Sankt Peter. Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er in seinem bis heute anerkannten und weltweit ersten Standardwerk der Bienenzüchtungskunde.[4]

Durch die nach England reisenden Schwarzwälder Uhrenhändler kam ein Exemplar seiner Schrift zu dem aus Schwaben stammenden Mönch Bruder Adam, eigentlich Karl Kehrle, in das englische Kloster Buckfast.[5] Bruder Adam war an Armbrusters Arbeiten insbesondere deshalb interessiert, weil die damals in England grassierende Tracheenmilbe nach amtlichen Angaben bis zu 90 Prozent der Bienen weggerafft hatte. Nur nach Kreuzungen mit anderen, fremden Bienenrassen konnten die englischen Bienenstöcke überleben. Bruder Adam begann nach Armbrusters Bienenzüchtungskunde zu züchten.

Bruder Adams Buckfastbiene ist inzwischen weltweit verbreitet und bei Erwerbs- und Berufsimkern sehr beliebt. Bruder Adam widmete auch sein Hauptwerk Züchtung der Honigbiene seinem Inspirator Ludwig Armbruster.[6] Bis heute werden nach Armbrusters Bienenzüchtungskunde und seinen späteren Ergänzungen im Archiv für Bienenkunde weltweit Bienenrassen widerstandsfähiger gemacht und weitergezüchtet.

Armbruster war zwischen 1919 und 1966 Herausgeber des Archiv[es] für Bienenkunde. Zeitschrift für Bienenwissen und Bienenwirtschaft in insgesamt 41 Bänden.[7] Dort beschrieb und kommentierte er fast 50 Jahre lang die Weltliteratur der Bienenwissenschaft, so auch beispielhaft die Berufsimkerei von Bruder Adam im Kloster Buckfast als richtungsweisend für wirtschaftliches Imkern in Europa. Die Internationale Bee Research Association führt heute dieses Lebenswerk weiter.

Für die Hobbyimker im deutschsprachigen Raum hatte er seit 1918 leichte, warme und raumsparende Magazinkästen mit je 9 Waben 20 × 40 cm (Langstroth, Zander), Flugloch und Lüftung im Bodenbrett, sowie Futtereinrichtung als Patent entwickelt.[8] Diese Magazinbetriebsweise wurde von Imker Karl Pfefferle aus Münstertal weiter verbessert und im gesamten deutschsprachigen Raum stark verbreitet.[9]

Ludwig Armbruster (rechts) und Yoshinobu Tokuda auf dem Gelände des Instituts für Bienenkunde in Berlin-Dahlem um 1930

Armbruster richtete 1929 in Berlin die erste Honigprüfstelle ein, nachdem er die biologisch-mikroskopische Honigprüfung erschaffen hatte, eine seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen.[10] Die internationale „Apis-Tagung“ 1929 in Berlin mit fast 300 Teilnehmern[11] war der Höhepunkt in der Geschichte des Berliner Bieneninstituts und machte Armbruster im Ausland bekannt. Forschungsreisen führten ihn durch viele Länder Europas, auch in die USA, nach Ägypten und Palästina. Seine nach ihm benannte bienenkundliche Sammlung auf der Berliner Domäne Dahlem gehört zu den größten und bedeutendsten Deutschlands. Ein weiterer Schwerpunkt waren Fortbildungen und Lehrgänge an der eigenen Hochschule, in der Bienenfarm Gaisberg und beim Imkerverein Berlin-Zehlendorf.

Armbrusters große Wertschätzung wurde noch am 21. Februar 1934 bei seinem letzten Vortrag deutlich, als trotz Anwesenheit des Rektors im überfüllten großen Hörsaal der Berliner Universität Armbruster begeistert gefeiert wurde, wobei viele jüdische Zuhörer ihr Leben riskierten. Dies war auch eine wichtige Demonstration für die Freiheit von Forschung und Lehre.[12]

Zum 80. Geburtstag von Ludwig Armbruster veröffentlichte 1966 die Imkerzeitschrift Südwestdeutsche Imker "Glückwünsche aus aller Welt" mit Huldigungen von zahlreichen Institutsleitern aus Ost- und Westeuropa, Süd- und Nordamerika. Aus Schweden war es für Institutsleiter Ake Hansson, Leiter der Bienenforschungsstation in Lund "eine große Freude, Dr. Ludwig Armbruster, dem Nestor der Bienenforscher der Welt, meine ehrerbietige Huldigung darzubringen, in die alle schwedischen Bienenzüchter mit einstimmen." Armbrusters wissenschaftliche Veröffentlichungen bezeichnete Lund als ein "Monumentum aere perennius".[13] Im Jahre 1969 wurde Armbruster als bisher erster und einziger deutscher Bienenwissenschaftler auf Vorschlag des Exekutivrates der Weltorganisation für Bienenwissenschaft APIMONDIA zum Ehrenmitglied ernannt. Obwohl solche höchste Würdigungen für ein zu rehabilitierendes NS-Opfer sehr wichtig sind, nannte Karl Dreher, ehemaliger NS-Aktivist, in seinem zweiseitigen Nachruf 1973 auf Ludwig Armbruster die drei höchsten nationalen und internationalen Ehrungen nicht. Er schrieb weiter: "Als er 1946 einen Lehrstuhl in Freiburg bekommen sollte […] fiel das Gutachten von Professor Zander so negativ aus, dass sich die Sache zerschlug und Armbruster weiterhin verbannt und gemieden blieb." Dazu der Freiburger Universitätsrektor Wolfgang Jäger 2008:

„Ein Gutachten von Professor Enoch Zander, wie es der Nachruf auf Ludwig Armbruster von Karl Dreher nennt, ist in der Freiburger Universität nicht aktenkundig und spielte nach Aktenlage für die Freiburger Lehrstellenbesetzung auch keine Rolle.“

– Wolfgang Jäger: Brief Universität Freiburg, Der Rektor, 22. Januar 2008

Karl Dreher beanstandete auch die "fanatische Wahrheitsliebe" von Ludwig Armbruster.[14]

Ludwig Armbruster besuchte in den 1950er- und 1960er-Jahren regelmäßig zu Studienzwecken die Freiburger Universität, da ihm die Fortbildung der praktischen Imker am Herzen lag. Mit der Bahn fuhr er von Lindau nach Freiburg, besuchte dort seinen Bruder Karl Armbruster und unterstützte den Imkerverein Freiburg mit praktischen Vorträgen.[15]

Die Armbruster-Biografin Irmgard Jung-Hoffmann von der Freien Universität Berlin ist bei Werner Ulrich promoviert worden und beschrieb die zwangsweise Absetzung Armbrusters in der internationalen Fachzeitschrift Apidologie 1982 wie eine übliche Ablösung durch den Assistenten mit den Worten: "Am 1. April 1934 wurde Armbruster vorzeitig in den Ruhestand versetzt. […] Werner Ulrich, der zuvor schon Assistent am Institut war, übernahm die Leitung."[16] Sie nannte die drei höchsten Ehrungen weder in der 25-seitigen Armbruster-Biografie im Jahrbuch Berlin, noch in weiteren Veröffentlichungen und auch nicht im Vortrag "Ludwig Armbruster" 1998 in Kassel.[17]

Unter der Ehrenschriftleitung von Karl Dreher durfte in den Imkerzeitschriften Allgemeine Deutsche Imkerzeitung, Imkerfreund und Die Biene zum 100. Geburtstag nicht an Ludwig Armbruster und sein Lebenswerk erinnert werden. Den praktischen Imkern wurde dieses Lebenswerk, das besonders auch für Erwerbsimker große Bedeutung hat, weitgehend vorenthalten.[18] Diese Imkerzeitschriften veröffentlichten 2010 eine Buchbesprechung zu Armbrusters Buch Bienenzüchtungskunde. Der Autor kommt abschließend zu folgendem Urteil:

„Es ist ihm (Ludwig Armbruster) gelungen, anschaulich und anhand zahlreicher Beispiele die Mechanismen der Vererbung und die Möglichkeiten und Voraussetzungen zur Zuchtauslese für den Laien verständlich darzustellen. Auch wenn die heutigen Erkenntnisse bereits etwas weiter fortgeschritten sind, gebührt Armbruster großes Lob für dieses Werk. Möge es auch heute noch vielen Bienenzüchtern zur Erweiterung ihrer Kenntnisse dienen!“

Der Deutsche Imkerbund ernannte ihn 1969 zum Ehrenimkermeister, der höchstmöglichen Auszeichnung.

 

Quelle:Wikipedia